Wolfsalarm in Niederachsen???
Gesellschaft zum Schutz der Wölfe fordert bessere Informationspolitik gegen Wolfspanik in Niedersachsen
Im Landkreis Vechta wurden in den letzten Wochen mehrmals Schafe gerissen, ein Wolf “schleicht um einen Waldkindergarten in Goldenstedt“ und eine Hundehalterin wurde beim Truppenübungsplatz Munster von Wölfen verfolgt. Verschiedene Presseorgane haben teilweise sehr unsachlich und verfälschend über diese Ereignisse berichtet. Ein CDU Landespolitiker fordert einen Krisengipfel und die Einrichtung einer Task-Force, der bekennende Wolfsfreund Eckhard Fuhr schreibt in seiner Kolumne in der „Welt“ gar: „Ein Raubtier, das um Kinder schleicht, wie in Niedersachsen geschehen muss erschossen werden“. Die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe wendet sich gegen die unsachliche Berichterstattung, die geeignet ist, in der Bevölkerung die Angst vor Wölfen zu schüren und Panik zu erzeugen und fordert vom staatlichen Wolfsmonitoring für solche Vorfälle eine bessere Informationspolitik.
Tatsache ist:
Ein Wolf (oder auch mehr als einer) hat mehrmals Schafe gerissen. Das wurde erleichtert, weil die erst im November erlassene Richtlinie Wolf verhindert, dass zeitnah (ohne erst auf den langwierigen genetischen Nachweis zu warten) auf die Ausbreitung der Wölfe reagiert werden kann, so dass der Landkreis Vechta erst jetzt in die Förderkulisse aufgenommen wurde. In Folge dessen konnten Schutzmaßnahmen erst mehrere Wochen nach den ersten Übergriffen entsprechend gefördert werden; ein unhaltbarer Zustand, der bei den Tierhaltern zu verständlicher Empörung geführt hat. Die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe hatte schon im Vorfeld auf diese Schwäche der neuen Regelung hingewiesen und flexiblere Vorgehensweisen gefordert.
Ein Wolf wurde in einem Waldstück, in dem ein Waldkindergarten betreut wird und in der Nähe von Wohnhäusern gesehen. Die Betreuerinnen des Waldkindergartens haben sich sehr besonnen geäußert, aber „Experten“ aller Richtungen waren wie immer schnell zur Hand. Doch weder die Panikmacher, die sofort Lebensgefahr für die Kinder sehen noch die andere Seite, die zum x-ten Mal erzählen, der Mensch sei nicht im Beuteschema der Wölfe enthalten sind hilfreich. In allen Managementplänen stehen genaue Angaben, wann ein Wolf als gefährlich eingestuft werden muss und wie dann vorzugehen ist. Leider fehlt dazu bisher immer noch eine klärende Aussage des staatlichen Wolfsmanagements.
Der Wolf wurde nur zu Zeiten, in denen keine Kinder im Wald gespielt haben gesehen und offenbar hat er kein verdächtiges Interesse an Kindern gezeigt. Auch wenn Augenzeugen sagen, der Wolf sei nicht „scheu“ gewesen ist er wahrscheinlich auf seiner Erkundung des Gebietes eher zufällig zu dem Waldkindergarten gekommen. Eine genaue Überwachung des Gebiets durch das niedersächsische Wolfsmonitoring, z.B. durch aufgestellte Fotofallen, um zu klären, ob und wenn ja zu welchen Zeiten sich ein Wolf im Bereich des Kindergartens aufhält und sorgfältige Betreuung der Kinder durch das Kindergartenpersonal wären sinnvolle Maßnahmen, um weiter den Kindergarten ohne Bedenken betreiben zu können.
Ganz ähnlich verhält es sich im Falle der Hundebesitzerin, die wegen ihrer Hunde von Wölfen verfolgt wurde. Es ist bekannt, dass gerade junge Wölfe naiv und neugierig sind, sich auch für ihre domestizierten „Kollegen“ sehr interessieren und, wenn sie keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, ihm dann manchmal auch recht nahe kommen. Die Hundehalterin hat berichtet, die Wölfe wären ihr ohne Anzeichen aggressiven Verhaltens gefolgt, so dass sie sich vernünftigerweise zurückgezogen habe. In der Zeitschrift „Jäger“ wurde daraus eine reißerische Story mit einer um Hilfe schreienden Hundebesitzerin, die sich mit Mühe ins Auto gerettet hätte und einen Nervenzusammenbruch erlitten habe. Das ganz anders lautende Protokoll des Wolfsberaters wurde der Zeitung zugespielt und so verfälscht verwendet, dass der Wolfsberater sich gezwungen sieht, dagegen gerichtlich vorzugehen.
Die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe fordert von den für Arttenschutz verantwortlichen Behörden eine Informationspolitik, die zeitnah auf die Ängste und Bedenken der Bevölkerung eingeht und solchen populistischen Angriffen die Spitze nimmt.