Ergebnis der Genetischen Untersuchungen an Wölfen in Brandenburg
Belastbare Fakten über den Wolfsbestand in Brandenburg, den Zustand der Rudel und das Verhalten der Tiere gewinnt das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz auch mittels genetischer Untersuchungen. In Zusammenarbeit mit Partnern wie der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung oder dem WWF (World Wide Fund For Nature) werden damit beispielsweise Fragen zur Verwandtschaft der Wölfe untereinander, zu eventueller Inzucht oder zu Vorkommen von Wolf-Hund-Hybriden geklärt. Diese Daten gewähren aber auch Einblick in das Leben einzelner Wölfe und ihre Territorien. Grundlage für die genetischen Untersuchungen sind möglichst frische Proben von Gewebe oder Blut toter oder verletzt aufgefundener Tiere. Auch Speichelproben (z. B. an Nutztierrissen), Losungen, Urin oder Östrusblut eignen sich. Während kurzfristig festgestellt werden kann, ob das Probematerial von einem Wolf oder z. B. von Hunden oder Füchsen stammt, erfordert die Untersuchung von Abstammung und Verwandtschaft einen ungleich höheren Aufwand. In den Jahren 2012 und 2013 analysierte das Genetische Labor in Gelnhausen jeweils 58 Proben mit Genmaterial aus Brandenburg. Darüber hinaus werden seit 2012 im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Land Brandenburg und dem WWF zweihundert weitere, zumeist ältere Proben untersucht. Ende des Jahres 2013 liegen damit genetische Daten von 62 Wölfen aus Brandenburg vor, sowohl von lebenden als auch von Tieren, die im Straßenverkehr getötet wurden. Diese Daten haben einen hohen Wert für die Bestandskontrolle, das wissenschaftliche Wolfsmonitoring.
Im Abgleich vor allem mit genetischen Daten der sächsischen Wolfsrudel eröffnet das in Brandenburg seit 2006 gesammelte Material Einblicke in Wanderbewegungen und Verwandtschaftsverhältnisse. Eine erste Zusammenfassung der Ergebnisse legte die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung im Jahr 2013 vor. Besondere Bedeutung haben folgende Erkenntnisse: • Die brandenburgischen Wölfe sind Teil der Deutsch-Westpolnischen Wolfspopulation. Hinweise auf Gehegeflüchtlinge oder illegale Aussetzungen durch den Menschen gibt es in Brandenburg aus genetischer Sicht nicht. • Es gibt keine genetischen Hinweise auf Hybridisierung.
• Die genetische Vielfalt hat ein normales Ausmaß, durch Zuwanderung und Populationsexpansion wird die in kleinen Populationen unvermeidliche Inzucht ausgeglichen. Inzucht spielt in Brandenburg derzeit keine Rolle.
• Brandenburg ist nicht nur ein Einwanderungsland für Wölfe; von hier abgewanderte Tiere konnten durch bundesweiten und internationalen Datenabgleich in anderen Bundesländern bzw. Ländern genetisch nachgewiesen werden (Niedersachsen: 2, Westpolen: 5).
• Erste Aussagen zu verwandtschaftlichen Beziehungen der Wölfe in Brandenburg sind durch Datenabgleich möglich geworden. Rudel-Neugründungen fanden zwar meist durch nah verwandte Individuen (z. B. Cousins und Cousinen), jedoch nicht durch Vollgeschwister oder Eltern-Nachkommen-Verhältnisse statt. Das erklärt den geringen Inzuchtkoeffizienten.
Das Land Brandenburg wird in den kommenden Jahren weiter genetische Kontrollen des Wolfsbestandes im notwendigen Maße veranlassen, um im Interesse der Bürger stets über belastbare Fakten zum Wolfsbestand in Brandenburg zu verfügen.
Quelle: Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz 11.12.2013