Bär an Bayerns Grenze gesichtet: Almwirt-Sprecher fordert: „Entnahme, unverzüglich“

Bär Tirol, © Jagdverband Tirol

Ein Braunbär ist an der Grenze zu Bayern in eine Fotofalle getappt. Es ist bereits die zweite Bären-Sichtung in der Region in diesem Jahr. Ist das Tier gefährlich?

Reutte – Um 23.17 Uhr machte am vergangenen Dienstag eine Wildfotofalle ein besonderes Bild: Es zeigt einen Braunbären auf seinem Streifzug

durch den Tiroler Wald, nur wenige Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt. Es ist bereits die zweite Bären-Sichtung in der Region Außerfern in diesem Jahr. Erst im Juni war ein Bär von einer Wildkamera im Klausenwald bei Reutte aufgenommen worden. „Es ist anzunehmen, dass es sich um dasselbe Tier handelt“, sagt der Reutter Bezirksjägermeister Arnold Klotz. Dass sich zwei Bären in der Region aufhielten, das sei doch sehr unwahrscheinlich.

Bär an Grenze zu Bayern: Rätselraten, wie gefährlich der Bär ist

Wie gefährlich dieser Bär ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. „Das Tier ist sehr unauffällig und scheu“, sagt Klotz. „Von ihm geht keine Gefahr aus.“ Die Stelle, an der der Bär fotografiert wurde, werde von Menschen kaum frequentiert. Auch für die Bauern der Gegend gibt Klotz Entwarnung: „Bisher hat der Bär in der Region nur einen Hirsch gerissen“, sagt Klotz. Weidetiere hingegen seien nicht getötet worden. „Es ist auch nicht anzunehmen, dass er das tut.“

Anders sieht das der Tiroler Landwirt und Obmann der Bezirkslandwirtschaftskammer, Christian Angerer. „Diese Nähe ist besorgniserregend“, sagte er der „Tiroler Tageszeitung“. „Unser Vieh ist zwar von den Almen zurück, aber noch nicht in den Ställen und steht überall im Reuttener Talkessel auf den Heimweideflächen. Der Bär hätte einen gedeckten Tisch.“

Bär an Grenze zu Bayern: Hochgradige Gefahr für die Almwirtschaft?

Auch jenseits der Grenze in Bayern ist die Sorge über den nahen Bären groß. „Der Wolf und der Bär gefährden hochgradig die Almwirtschaft“, sagte Georg Mair, Vorsitzender des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern, beim Almbauerntag in Mittenwald. „Eine Entnahme muss unverzüglich passieren.“ Ähnlich äußerte sich Mittenwalds Bürgermeister Adolf Hornsteiner (CSU): „Wir sollten anerkennen, dass Bären und Wölfe im Alpenraum leider keine Daseinsberechtigung mehr haben.“ Für Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ist vor allem der Wolf das Problem. „In unseren Gebieten passen Wolf und Weide nicht zusammen“, sagt Aiwanger. „Mechanisch kann eine Weide nicht geschützt werden. Wenn ein Wolf einer Viehweide gefährlich wird, muss er entnommen werden.“

In Bayern, vor allem aber in Österreich sind 2019 mehrere Schafe durch Bären und Wölfe getötet worden. Im Mai hat ein Wolf im Landkreis Augsburg ein Lamm gerissen. Im Juni war ein Bär im Pitztal in eine eingezäunte Weide eingedrungen und hatte drei Schafe getötet. Ob es sich bei diesem Bären um das Tier handelt, das nun nahe der bayerischen Grenze unterwegs ist, ist unklar. Im Juli wurden im Almgebiet des Sellraintals 20 Schafe gerissen. Diese gehen auf das Konto eines oder mehrerer Wölfe. Im selben Monat entdeckte ein Bauer im Pitztal acht tote Schafe auf seiner Hochalm. Möglicherweise war hierfür ein Bär verantwortlich. Für eine Analyse waren die Kadaver jedoch zu stark verwest.

Wo der Bär vom Plansee jetzt ist, weiß Klotz nicht. „Es ist möglich“, sagt er, „dass das Tier nach Bayern weitergewandert ist.“ Eine Sprecherin des bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) erklärte: „Im Moment gibt es keinen Hinweis darauf, dass sich der Bär auf der deutschen Seite aufhält.“

Quelle: Münchner Merkur, 14.10.2019

Johannes Welte, Josef Hornsteiner